Die Legende von Kampu

Vor langer, langer Zeit, als der Wald noch unberührt war und es keine gierigen Konzerne gab, die den Regenwald abholzten, die Flüsse vergifteten, seine Schätze egoistisch plünderten und die Ureinwohner versklavten, lebten die Menschen im Einklang mit ihrer Umwelt und den Gesetzen von Mutter Natur. Sie entnahmen dem Wald nur das, was sie für das tägliche Leben brauchten. Sie behandelten alles mit großem Respekt und Ehrfurcht, denn sie wussten, dass sie ein Teil des Waldes waren und dass jeder Baum, jede Pflanze, jeder Stein und jeder Fluss mit Leben erfüllt war. Die Bäume, Pflanzen und Tiere waren ihre Vorfahren und verehrten Lehrer.

Eines Tages erkrankten die Menschen des Stammes schwer. Kampu, der Pajé des Dorfes (portugiesisch für Schamane oder Medizinmann), tat alles, was in seiner Macht stand, um seinen Leuten zu helfen. Aber kein Ritual, kein Zaubertrank, kein Gebräu, keine Asche, kein bekanntes Heilmittel konnte die Krankheit besiegen. Also zog sich der Schamane für mehrere Tage tief in den Wald zurück, fastete, braute und trank das heilige Ayahuasca, um die Geister der Ahnen um Rat zu fragen.

In einer inneren Vision erschien ihm die "Mutter des Waldes". In ihren Händen hielt sie einen Frosch. Sie zeigte dem Pajé, wo er den Frosch finden, wie er sein Sekret entnehmen und wie er diese Froschmedizin dann verwenden konnte. Der Schamane wandte das Wissen, das ihm durch Ayahuasca vermittelt wurde, zunächst an, um sich selbst zu heilen. Dann kehrte er zu seinem Stamm zurück und begann, die Kinder, Frauen und Männer mit dem Froschsekret zu behandeln. Nach und nach erlangten seine Schwestern und Brüder ihre Gesundheit zurück. Von da an wurde er von seinem Volk als Pajé Kampu verehrt.

Im Laufe der Jahre wurden der Schamane und sein Heilwissen auch in anderen Gemeinden und Dörfern bekannt. Es wird erzählt, dass der Schamane, als er sehr alt war und sich dem Ende seines Lebens näherte, sagte: "Ich werde helfen, Krankheiten zu heilen", und übertrug dann seine schamanische Kraft und sein Heilwissen auf den Frosch, damit er auch künftigen Generationen als Heiler dienen kann. Seitdem ist der Frosch nach dem Schamanen benannt. Und so wirkt der Geist von Pajé Kampu bis heute in der Heilarbeit mit dem Sekret des Kambofrosches weiter.

Künstler: Nico Rosenfeld